Hopfen

Hopfen
Hop|fen ['hɔpf̮n̩], der; -s:
rankende Pflanze, von der bestimmte Teile bei der Herstellung von Bier als Würze verwendet werden:
Hopfen anbauen.

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họp|fen 〈V. tr.; hat〉 Bier \hopfen dem Bier Hopfen zusetzen

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họp|fen <sw. V.; hat (Fachspr.):
(Bier) mit Hopfen versetzen:
stark gehopftes Bier.

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Hopfen,
 
Humulus, Gattung der Hanfgewächse mit drei Arten in der nördlichen gemäßigten Zone; zweihäusige Stauden mit rechtswindenden Trieben (Lianen), gegenständigen, herzförmigen oder handförmig gelappten Blättern und ambossförmigen Hafthaaren. Die Blüten besitzen eine einfache, grünliche Blütenhülle, die männlichen stehen in lockeren Rispen, die weiblichen in gestielten, kätzchenförmigen, mit großen Brakteen besetzten Scheinähren (Zapfen, Hopfendolden). Die wichtigste Art ist der Gemeine Hopfen (Humulus lupulus), eine in Auwäldern, Erlenbrüchen und an Ufern der nördlichen gemäßigten Zone vorkommende, bis 6 m hoch rankende Pflanze mit tief reichendem Wurzelsystem und unterirdischen Ausläufern. Kultiviert werden nur weibliche Pflanzen, da die Brakteen und Vorblätter der Dolden dicht mit becherförmigen Drüsen (Lupulindrüsen) besetzt sind. Nach Ernte und Trocknung der Dolden werden die Lupulindrüsen, die bis zu 10 % des Fruchtstandes ausmachen können, abgeschüttelt und bilden das gelbliche, klebrige Hopfenmehl (Lupulin). Dieses enthält u. a. ätherische Öle (0,1-0,5 %; Hopfenöl) und Bitterstoffe (15-20 %, u. a. Humulon, Lupulon), die dem Bier Haltbarkeit, Schäumvermögen und Bittergeschmack verleihen. Hopfenbitterstoffe werden auch als Beruhigungsmittel bei nervösen Störungen verwendet. Die männlichen Hopfenpflanzen, die Femeln, werden aus den Pflanzungen entfernt, da Fruchtansatz die Hopfenqualität mindert.
 
Der Hopfen bevorzugt tiefgründige, kalkhaltige, sandig-lehmige Böden, ein humides Klima und eine ausreichende Nährstoffversorgung während der Blütezeit. Die Neuanlage von Hopfengärten erfolgt mit Stecklingen von älteren Wurzelstöcken (Fechsern). Im Frühjahr wachsen aus dem Wurzelstock zahlreiche Triebe, von denen meist 2-3 an Steigdrähte angeleitet werden. Die überschüssigen Triebe werden abgeschnitten und können wie Spargel verwendet werden (Hopfenspargel). Im ersten Jahr sind die Erträge gering, steigen jedoch im 3. bis 5. Jahr auf den Normalertrag (25 dt/ha Dolden). Bei gelbgrünlicher Färbung der Dolden etwa Mitte August wird geerntet. In Trocknungsanlagen (Darren) wird bei circa 30 ºC Farbe und Aroma erhalten. Hopfensorten werden nach Massen- und Aromasorten unterschieden. Wegen des Anlagesystems, aber auch wegen der Anfälligkeit gegenüber Krankheiten bedarf der Hopfen eines hohen Pflegeaufwandes (Unkraut-, Schädlings- und Pilzbekämpfung). Ferner besteht die Gefahr der Erosion durch die Reihenkultur. Hopfen zählt zu den Kulturen mit den höchsten Mengen eingesetzter Pestizide und Düngemittel.
 
Krankheiten
 
und Schädlinge: Tier. Schädlinge des Hopfens sind v. a. Erdflohkäfer, die besonders die Jungtriebe benagen, sowie Spinnmilben, die den Kupferbrand des Hopfens verursachen. Die wichtigsten, durch Pilze verursachten Krankheiten sind Echter und Falscher Mehltau sowie Hopfenrußtau.
 
 
1999 wurden weltweit 100 861 t Hopfen geerntet. Wichtigste Anbauländer sind die USA und Deutschland, das circa 16 % des gesamten Hopfens liefert. Rd. 80 % (1991) des in Deutschland angebauten Hopfens werden in der Hallertau geerntet, gefolgt vom Anbaugebiet Tettnang (6 %). Der Rest wächst überwiegend in den Gebieten Jura, Spalt, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Hallertau zwischen Ingolstadt und München ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Erde. Rd. zwei Drittel des dort angebauten Hopfens werden exportiert. Hopfen gehört zu den wenigen Agrarprodukten, deren Handel nicht unter dem Schutz der EU steht.
 
 
Griechen und Römer kannten Hopfen als eine Art Gemüse, besonders aber als Heilmittel (Plinius der Ältere). Der Zusatz von Hopfen zu Bier, um dieses würziger, heilkräftiger und haltbarer zu machen, geht wohl auf finnisch-ugrische Stämme zurück. Im estnischen Nationalepos »Kalevipoeg« wird Hopfen als Bierwürze genannt. Vom Ostseeraum aus scheint der Hopfengebrauch zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert nach Westen vorgedrungen zu sein, seit der Karolingerzeit ist die Hopfenkultur in Mitteleuropa nachweisbar (erstmalige Erwähnung des Hopfens in Geisenfeld, Bayern, 736). Hopfen wurde wegen des strengen Flurzwangs der Dreifelderwirtschaft zunächst nur in Klostergärten (»Humularia«) gezogen, seit dem 14. Jahrhundert baute man ihn dann in größeren Kulturen an. Im 16. bis 18. Jahrhundert wurden Blüten und Wurzel des Hopfens als Arznei verwendet.
 

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Họp|fen, der; -s, - [mhd. hopfe, ahd. hopfo, H. u.]: rankende Pflanze mit gebuchteten Blättern u. zapfenartigen Fruchtständen, deren Schuppen für die Bierherstellung verwendet werden: H. anbauen, pflücken; *bei/(seltener:) an jmdm. ist H. und Malz verloren (ugs.; bei jmdm. ist alle Mühe umsonst, jmd. ist nicht zu bessern; wenn ein Bier nicht vorschriftsmäßig gebraut ist, sind alle Zusätze von Hopfen u. Malz verloren): Alle diese Ratschläge gelten nur für ein glückliches Paar. Wo ohnehin H. und Malz verloren ist, da helfen auch Tricks nicht weiter (Bild 16. 4. 64, 3); Wenn sie (= die Kinder) in der Schule Nieten sind, ist H. und Malz verloren (Wilhelm, Unter 38).

Universal-Lexikon. 2012.

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